Das vorliegende Buch möchte Ihnen einen umfassenden Überblick über die aktuelle Marktsituation und die Zukunftschancen der alten Kulturpflanzen Flachs und Hanf geben.
Auch wenn die aktuellen Anbauzahlen eher bescheiden sind, gibt es attraktive Marktpotenziale in zahlreichen Anwendungen. Diese zu erkennen und durch geeignete Rahmenbedingungen und Aktivitäten zu erschließen, ist Thema der Studie.
Im ersten Kapitel geht es um statistische Daten zu Anbau, Produktion und Märkten von Flachs und Hanf in Deutschland und der Europäischen Union (EU). Neben Naturfasern liefern beide Pflanzen die Wert schöpfenden Koppelprodukte Schäben und Samen/Öl. Während in der EU die Nutzung von Flachs überwiegt, werden in Deutschland vor allem dem Hanfanbau gute Chancen eingeräumt, weshalb in diesem Buch ein besonderer Schwerpunkt auf Hanf gelegt wurde.
Um Ökonomie, Technik und Ökologie geht es im zweiten Kapitel.
Sowohl der Anbau von Flachs und Hanf als auch der Aufschluss des Strohs zu Fasern und Schäben werden ökonomisch im Detail vorgestellt, analysiert und diskutiert. Von ihren mechanischen Eigenschaften her brauchen sich Flachs- und Hanffasern nicht zu verstecken: Sie gehören zu den hochwertigsten Naturfasern überhaupt. Neben den technischen Eigenschaften der Fasern werden die Grundprinzipien des Faseraufschlusses dargestellt. Unter ökologischen Gesichtspunkten ist vor allem der niedrige Kumulierte Energieaufwand (KEAh) –und entsprechend auch ein geringer CO2-Ausstoß –zur Herstellung der Flachs- und Hanffasern interessant, der deutlich unter denen von Konkurrenzprodukten liegt.
Die Zukunft von Flachs und Hanf wird vor allem durch Ihre Konkurrenzkraft gegenüber anderen Kulturpflanzen bestimmt. Diesem Thema widmet sich Kapitel 3, in dem sowohl die Konkurrenzsituation zwischen Flachs und Hanf, aber vor allem die Konkurrenz zu exotischen Faserpflanzen wie Jute, Kenaf, Sisal und Abaca analysiert und diskutiert werden.
Kapitel 4 und 5 beschreiben alle relevanten Anwendungen und Produktlinien für Fasern, Schäben und Samen. Die Darstellung umfasst technische Eigenschaften, Preise, das heutige und zukünftige Marktvolumen sowie die Konkurrenzsituation. Wichtigste Anwendungen für die Fasern sind dabei Naturfaserverstärkte Kunststoffe, Dämmstoffe, Zellstoff und Papier, Bekleidungstextilien sowie Geo- und Agrartextilien, für die Schäben Tiereinstreu und Baustoffe und schließlich für die Samen Tierfutter und Lebensmittel.
Dies steht in engem Kontext zu den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die Thema des Kapitels 6 sind: Wie haben die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen und Stützungsregeln in der Vergangenheit die Marktlage für Flachs und Hanf beeinflusst und wie sieht hier die zukünftige Entwicklung aus? Wie verändern sich die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen –Erdöl- und Kunststoffpreise, Preise für Holz und Agrarrohstoffe –, und welchen Einfluss hat dies auf die Marktentwicklung von Flachs und Hanf?
Im abschließenden Kapitel 7 werden zunächst verschiedene Zukunftsszenarien für Flachs und Hanf vorgestellt, Empfehlungen für eine effiziente Entwicklung und Förderung der Marktetablierung ausgesprochen und schließlich zusammenfassend dargestellt, warum Flachs und Hanf eine Zukunft haben sollten: Beide Kulturpflanzen sind gut für die Landwirtschaft, für die regionale Wertschöpfung, für die Umwelt und für die Produktion von Bio-Werkstoffen für die „Rohstoffwende“ – dem Übergang von der fossilen Rohstoffversorgung hin zu einer auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen.
Welchen Weg aber werden Hanf und Flachs gehen? Kann die Politik günstige Rahmenbedingungen schaffen? Welche politischen Rahmenbedingungen und welche gezielten Fördermaßnahmen könnten positiven Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Naturfaserwirtschaft haben? Kapitel 7 gibt hier konkrete Antworten. Eine lautet: Energetische und stoffliche Nutzung sollten zukünftig von der Politik in gleicher Weise gefördert werden, z.B. auf Basis eingesparter CO2-Emissionen. Vor diesem Hintergrund ist die Spannbreite der möglichen Zukunftsszenarien für die alten Kulturpflanzen Flachs und Hanf sehr groß.
Im „Worst Case“- Szenario werden die Anbauflächen schrumpfen und beide Pflanzen zu Sonderkulturen für Nischenmärkte werden. Im „Best Case“- Szenario können beide Pflanzen eine wichtige Rolle bei der „Rohstoffwende“ hin zu Bio-Werkstoffen spielen und ihre Anbauflächen massiv steigern. Abschließend möchte ich dem gesamten Autoren-Team für seine Mitarbeit herzlich danken und hoffe, dass diese Studie viele neue Erkenntnisse, Anregungen und Impulse gibt, um die heimische Naturfaserwirtschaft weiter zu entwickeln und zu neuer Blüte zu führen.
Die Studie umfasst 391 Seiten, 80 Abbildungen und 46 Tabellen und steht hier (3,7 MB) als Download bereit.
Finanziell gefördert wurde die Studie mit Mitteln der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) (FKZ 22020005).